Istria 100 by UTMB – meine Vorbereitung auf meinen ersten 100er

Warum 100 Kilometer laufen?

Ich spekuliere schon seit einiger Zeit damit, mich einmal an eine richtig lange Kante heranzuwagen. So ein 100er sollte es sein. Mal einen „richtigen“ Ultra Trail also. Wobei sich die Frage stellt, ab wann von einem „richtigen“ Ultra Trail die Rede ist? Meine bisherigen Ultra Trails, wie z.B. Tromsö Skyrace, Trofeo Kima oder der OCC, waren zwar auch lang (zeitlich), aber von der Distanz her alle „nur“ zwischen 50 u. 60km. Letztes Jahr im Oktober lief ich zuhause mit Michi eine Trainingsrunde um die 70km. Mein bisher längster Lauf. Mir ging es sehr gut während und nach der Runde. Nun will man sich ja als Mensch und insbesondere als Sportler immer steigern, immer noch ein Stück weiter kommen, schneller und besser werden, seine Grenzen kennenlernen und verschieben, die Komfortzone verlassen und herausfinden zu was sein Körper in der Lage ist. Das treibt mich in erster Linie an! Das motiviert mich zu sagen, 70km waren gut und recht, aber jetzt schauen wir mal was nach 100km passiert. Mein zweiter Motivator: wie jeder Sportler, habe ich natürlich auch eine Bucket list, mit Wünschen und Ziele. Und ein ganz großer Wunsch ist die Teilnahme am Ultra Trail du Mont Blanc, für den man sich qualifizieren und Punkte sammeln muss. Also muss man davor auch mal so einen 100er gefinisht haben.

Braucht man einen Trainer?

Für die Vorbereitung hatte ich mich dazu entschlossen mit professioneller Trainingsplanung zu trainieren und mich dazu an Twopeaksendurance gewandt. Anfang Januar kam dann die positive Rückmeldung, dass sie mich unterstützen können und dann gings auch schon zackig los mit Kennenlerngespräch, Leistungstests und richtig harten Einheiten. „We don´t do easy“ lautet deren Credo. Kann ich jetzt auch bestätigen… aber der Reihe nach.

Warum einen Trainer? Braucht man das wirklich?

Aus meiner Sicht: Jein!

Nein, warum? Ich würde behaupten, dass ich nach 25 Jahren Ausdauersport und einem starken Interesse an Trainingslehre u. -wissenschaften über ein solides Trainings-Knowhow verfüge, um ein bzw. mein Training sinnvoll zu strukturieren und zu planen. Für die Makro- u. Mikroplanung gibt es bewährte Strukturen, in der sich auch mein Trainingsplan von Twopeaksendurance widerspiegelt.

Ja, warum? Der wesentliche Vorteil, den ich aus den vergangenen 14 Wochen Vorbereitung mit Trainer ziehe, ist der, dass ich es unglaublich motivierend finde, wenn ich weiß, dass sich jemand Gedanken über mein Training macht, Zeit investiert, meine Form analysiert und Feedback gibt. Da fallen mir ganz schnell überhaupt gar keine Ausreden mehr ein, warum ich heute eine Einheit nicht mehr machen sollte, obwohl ich platt bin, es schon spät, kalt und dunkel draußen ist. Man zieht es einfach durch. No Excuses! Die Trainingseinheiten waren hart und ich weiß, ohne Vorgabe von meinem Trainer hätte ich die Vorbereitung in der Intensität definitiv nicht durchgezogen.

Mein Fazit: die nächste Vorbereitung auf einen A-Wettkampf mache ich definitiv wieder mit Trainer, weil ich weiß, dass ich diese extrinsische Motivation brauche, um mich sportlich weiter entwickeln zu können. Für die Zeit, in der ich mich nicht speziell auf einen Wettkampf vorbereite, reicht mein Trainings-Knowhow aus, um „planlos“ aber nicht sinnlos zu trainieren – hier also ohne Trainer. Deshalb Jein!

Wie sah mein Training aus?

Die Vorbereitung ging Anfang Januar los. Erst mit Leistungstests auf der Bahn, um die anaerobe und aerobe Schwelle herauszufinden. Basierend darauf wurden die meine Puls- u. Pace-Bereiche im 5-Zonen-Modell festgelegt. Unabhängig davon hatte ich ein paar Wochen vorher schon mal einen Leistungstest am Laufband in der Sportschule Kinema durchgeführt. Auf der Bahn kamen ziemlich exakt dieselben Werte raus. Im nächsten Schritt plante mein Trainer Felix den ersten Block (3 Wochen Belastung, 1 Woche Regeneration) von insgesamt drei Blöcken grob durch. Block 1 – VO2max, Block 2 – tempo, Block 3 – endurance. Die klassische Struktur halt, vom Wettkampf-unspezifischen hin zum Wettkampf-spezifischen. Die Mikrostruktur innerhalb der einzelnen Wochen sah grob so aus: Dienstag schnelle Bahn-Intervalle, Samstag intensive Berg-Intervalle, Sonntag Longrun. Die Tage dazwischen lockere Läufe in Zone 2. Neu für mich war, jede lange Sonntagseinheit mit müden Beinen vom Vortag zu machen.

Bis Ende Februar konnte ich auch ein paar Einheiten gut auf den Tourenski und auf der Rolle durchziehen, was mir als alternative Belastung eine willkommene Abwechslung ist.

Block 1 – VO2max, konnte ich gut durchziehen. Die kurzen, hochintensiven Intervalle bringen einem zwar immer an die Kotzgrenze, sind aber auch schnell wieder vorbei.

Block 2 – tempo, war im Nachhinein für mich der härteste. Die mittellangen, schnellen Intervalle machen mich fertig und verträgt mein Körper nicht wirklich gut. Was dann auch in eine Woche Laufpause endete, weil die Sehne zwickte. Am Rad lies sich aber die Laufpause gut kompensieren.

Block 3 – endurance, wettkampfspezifisch die Trails durchjagen hat mir unheimlich Spaß gemacht. Keine Bahn mehr, dafür viel Bergauf. Nicht mehr an der Kotzgrenze laufen, dafür lange Intervalle in Zone 3. Die werden allerdings hintenraus auch zäh ;-) Also, Block 3 war schon eher der „Fun-Block“. Und genau den soll man hier auch haben: Spaß am Trail und Zuversicht für den Wettkampf aufbauen.

 

Und damit wären wir auch schon bei der letzten Frage...

Was habe ich mir für Istrien vorgenommen?

Auf 110 Kilometer kann viel passieren. Da es mein erster 100er ist, wäre es auch völlig vermessen, sich eine Zeit oder Platzierung als Ziel zu setzen. Ich möchte in erster Linie ein kluges Rennen laufen und so lange wie möglich Spaß haben. Ich freue mich auf neue Trails, neue Landschaften und angenehme Temperaturen. Und ja, ich möchte natürlich auch diese scheiß Running Stones sammeln und diese blöde UTMB Quali schaffen ;-)

Irgendwie Durchbeißen...